Unabhängig davon ob das eigene Forschungsvorhaben Teil eines drittmittelfinanzierten Forschungsprojekts, einer Abschlussarbeit oder einer Beforschung der eigenen Praxistätigkeit darstellt, empfiehlt es sich auf jeden Fall, ein Forschungsexposé zu verfassen. Ein Forschungsexposé ist zudem oft Voraussetzung für das Schreiben einer Abschluss- oder Weiterqualifikationsarbeit, sei dies eine BA-Arbeit, eine MA-Arbeit, einer Diplomarbeit oder einer Promotion. Ein Forschungsexposé unterscheidet sich von einem Forschungsantrag vor allem dadurch, dass mit letzterem Geld herbeigeschafft werden soll – d.h. Geldgeber als „Auftragsgeber“ stärker berücksichtigt werden müssen. Forschungsexposés sind manchmal nicht so detailliert und ausführlich wie ein Forschungsantrag, was etwa den Forschungsstand betrifft oder was die genaue Auflistung benötigter Ressourcen (Zeit, Geld, Manpower) angeht. Zudem erscheinen Forschungsexposés von der Struktur, dem Aufbau her nicht ganz so rigide gegliedert, wie ein Forschungsantrag. Aber auf der anderen Seite: warum sollte nicht auch ein Forschungsexposé eine gute Gliederung haben oder konkrete Überlegungen zu einzelnen Realisierungsschritten und die hierfür notwendigen Ressourcen? Manchmal stellt ein Forschungsexposé die Grundlage für die Erstellung eines Forschungsantrags dar (vgl. Schöneck & Voß, 2005).
Ein Forschungsexposé (oder auch Forschungsantrag) hilft dabei, sich über das eigene Vorhaben klarer zu werden (z.B. dessen Realisierbarkeit und die benötigten sowie vorhandenen Ressourcen), die eigene Fragestellung zu präzisieren und gegenüber Kollegen, Chefs, Kooperationspartnern oder möglichen Geldgebern ein schriftliches Dokument präsentieren und somit auch mit diesen in einen Austausch treten zu können. Zudem stellen erste schriftliche Formulierungen, so vorläufig diese auch immer sein mögen, oft Ausgangsmaterial für spätere Fassungen oder Veröffentlichungen dar – nach dem Motto: Überlegungen, die sie bereits im Kasten (bzw. PC) haben, gehen Ihnen nicht mehr verloren. Insofern weitet sich das Exposé allmählich zum Forschungsbericht aus, es ist bereits der Beginn desselben.
Beispiele von Leitfäden zur Verfassung von Forschungsexposés und Forschungsanträgen finden sie:
(Hier folgt eine Liste von Leitfäden)
Im Folgenden eine Auflistung von „Sünden“ und Fehlern beim Verfassen von Forschungsexposés/Forschungsanträgen (vgl. auch Schwarzer, 2001):
- Der Antrag richtet sich nur an Menschen, die den fachlichen Kenntnisstand des Antragstellers haben (zu speziell, unverständlich für Außenstehende)
- Das zu erreichende Forschungsziel wird nicht deutlich dargestellt / der Antragsteller ist sich selbst über sein Ziel nicht im Klaren
- Die Bedeutung des Forschungsziels wird nicht deutlich gemacht
- Der Antrag hat keine klar erkennbare Struktur
- Die eigene Forschung wird bis ins Detail dargestellt und nicht übersichtlich zusammengefasst
- Der Antrag enthält viele Tippfehler und unvollständige oder grammatikalisch falsche Sätze
Tipp: Es ist besonders günstig, wenn Sie den Antrag von jemandem lesen lassen, der ihn fachlich verstehen kann, aber nicht direkt mit Ihrer Forschung zu tun hat. Hier können Sie viele wichtige Hinweise bekommen, z. B. auf unklare Formulierungen, fehlende Erläuterung, zu langatmige Erklärungen etc. Sie vermeiden damit, dass Sie durch „Betriebsblindheit“ wesentliche Punkte übersehen und können Probleme, die auch den Gutachtern auffallen würden, schon im Vorfeld ausmerzen.