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Was ist systemische Forschung ?

Es gibt bisher keine allgemeingültige Definition dafür, was systemische Forschung ist und was nicht (und wird es möglicherweise – „zum Glück“, werden einige vielleicht sagen – nie geben); es existieren jedoch vielfältige Überlegungen und Ideen. Die Texte auf dieser Seite sind Entwürfe, die kontinuierlich – ähnlich wie Wikipedia – weiterentwickelt werden: Eigene Entwürfe, Anregungen und Veränderungsvorschläge können, sollen, dürfen jederzeit der Redaktion zugemailt werden: info@dgsf.org oder info@systemische-gesellschaft.de.

Rolf Arnold (2010, Professor für Pädagogik an der TU Kaiserslautern):

Eine systemische Forschung ist vom Anspruch her keine aufdeckende Forschung, sondern eine rekonstruierende Forschung. Ihre Zielrichtung ist nicht, die Dinge so zu beschreiben, wie diese „objektiv“ gegeben sind, sondern die Wirkungen der Verschränkung von Perspektiven nachzuspüren. Sie thematisiert deshalb den Zusammenhang von Erkenntnis und Interesse nicht im Sinne einer Skandalisierung, sondern im Sinne der Nachzeichnung der subjektiven Motive und interaktiven Mechanismen, mit denen Menschen ihre Wirklichkeit gesellschaftlich konstruieren. Ihre Ergebnisse beanspruchen nicht „wahr“ im Sinne einer „objektiven Gültigkeit“ zu sein, sondern „viabel“ im Sinne der Brauchbarkeit für die Lebenspraxis der Menschen, die als Probanden oder Nutzer mit systemischer Forschung in Berührung kommen. Zentrales Gütekriterium ist deshalb die Nützlichkeit („Usability“) für die Erreichung von Zwecken, über welche nur die Akteure selbst nach Maßgaben ihrer lebensweltlichen und emotionalen Plausibilität bestimmen können. Die Güte einer rekonstruktiven systemischen Forschung bemisst sich über die Viabilisierung durch die beobachteten Akteure. Deshalb ist systemische Forschung stets feldverbundene Kooperation. Sie „geschieht“ in Beratungs- und Ausbildungskontexten, aber auch in Prozessen der kollegialen Supervision und des Feedbacklernens.

Johannes Herwig-Lempp (2010/2014), Professor für Soziale Arbeit an der Fachhochschule Merseburg/Halle

Systemisch bzw. systemisch-konstruktivistisch zu forschen bedeutet für mich u.a., dass ich mich immer mal wieder an u.a. folgende Voraus-Setzungen (Grundannahmen, Axiome, Definitionen, Ideen) erinnern kann:

  • Forschung erfindet und konstruiert Wissen (und „findet“ es nicht einfach nur), d. h. sie erfindet die Wirklichkeit, die sie erforschen will: „Die Umwelt, die wir wahrnehmen, ist unsere Erfindung“ (von Foerster 1997, S. 26).
  • Systeme sind keine Dinge, sondern eine Funktion unseres Geistes, ein Ergebnis unseres (Nach-)Denkens, Entscheidens, Handelns: „‚System‘ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht ein Ding, sondern eine Liste von Variablen. Diese Liste kann variiert werden, und die allgemeinste Aufgabe des Experimentators ist es, die Liste zu variieren (‚andere Variablen zu berücksichtigen‘), bis er schließlich eine Gruppe von Variablen ausfindig gemacht hat, die die gewünschte Eindeutigkeit ergibt“ (Ashby 1974, S. 68f).
  • Für die Zusammenstellung der zu erforschenden Systeme und damit für die Ergebnisse ihrer Forschung sind die ForscherInnen mit verantwortlich: „Objektivität ist die Selbsttäuschung eines Subjekts, dass es Beobachten ohne ein Subjekt geben könnte. Die Berufung auf Objektivität ist die Verweigerung der Verantwortung – daher auch ihre Beliebtheit“ (Glasersfeld 1998, S. 242)
  • „Es könnte auch anders sein,“ d.h. „es gibt immer mindestens sieben Möglichkeiten“ (Herwig-Lempp 2009, 2012) zu beschreiben, zu erklären und zu handeln (also auch zu erforschen) bzw. eine (unendliche) Vielzahl von Möglichkeiten, wie Wirklichkeit erforscht, d.h. beschrieben und erklärt werden (und damit als „wahr“ erscheinen“) kann.
  • Zwischen „Wissen“ und dem „Glauben zu wissen“ besteht ein Unterschied, der vielleicht meistens vernachlässigt werden kann, manchmal aber doch einen Unterschied macht und von Bedeutung sein kann. Aus systemischer Perspektive ist objektives Wissen letztlich nicht möglich, aber zugleich ist erklärbar, wieso man immer wieder ganz fest davon überzeugt sein kann, die „wirkliche Wahrheit“ erkannt zu haben.
    Forschung wird nach ihrer Nützlichkeit und Brauchbarkeit sowie nach Plausibilität beurteilt, nicht nach dem Kriterium der Wahrheit: Wer hat welchen Nutzen von der jeweiligen Forschung und deren Ergebnissen?

Rein praktisch schließt systemisch zu forschen für mich (in Analogie zur „Kybernetik 2. Ordnung,“ d. h. der Kybernetik von beobachtenden Systemen, vgl. von Foerster 1993) die „Forschung 2. Ordnung“ mit ein, d.h. als systemischer Forscher

  • reflektiere ich meine eigenen Standpunkte und Interessen, meine Perspektiven und die dadurch sich ergebende Begrenztheit der Aussagen,
  • beziehe ich mich auf die Kontexte, aus denen heraus ich forsche, und indem ich auf diese Bezüge verweise, relativiere ich meine Erkenntnisse,
  • stelle ich dies auch sprachlich dar, indem ich mich selbst („ich“, „nach meiner Auffassung“, „aus meiner Perspektive“) erwähne und durch Konjunktive und andere Relativierungen („manchmal“, „häufiger“) an Kontingenz und weitere Möglichkeiten erinnere („u.a.“, „es könnte auch sein“: andere würden es anders sehen, ich selbst könnte einen anderen Standpunkt einnehmen),
  • weise ich immer wieder mal explizit darauf hin (und erinnere mich und meine Leser_innen auf diese Weise daran), dass wir als Forscher_innen nicht neutral sind, sondern immer auch die unterschiedlichsten Eigeninteressen verfolgen, und dass wir immer auch von unseren eigenen Auffassungen, Annahmen, Vermutungen, Glaubenssätzen, Überzeugungen, Vorurteilen und Stereotypen geleitet werden, die wir – bei aller bemühten Neutralität – so wie jede/r andere natürlich gerne bestätigt haben möchten.

Aus (m)einer systemischen Sicht bedeutet systemisch zu forschen, mir und anderen (KollegInnen und Laien!) meine Verantwortung als Forscher immer mal wieder in Erinnerung zu bringen: indem ich forsche, gestalte ich immer auch die Wirklichkeit, die ich erforsche. Systemisch zu forschen bedeutet für mich schließlich auch, dass ich nicht nach „wahren Definitionen“ suche, sondern Vielfalt bevorzuge und zulassen will – dies gilt natürlich auch für die Definition von „systemisch forschen“.

Literatur:
Ashby, Ross. W. (1974), Einführung in den Konstruktivismus, Frankfurt (suhrkamp)
Foerster, Heinz von (1993), Kybernetik der Kybernetik, in: KybernEthik, Berlin (Merve), S. 84-91
Foerster, Heinz von (1997), Über das Konstruieren von Wirklichkeiten, in: ders., Wissen und Gewissen, Frankfurt (suhrkamp), S. 25-49 (erstm. 1973)
Glasersfeld, Ernst von (1998), Erklärung der American Society for Cybernetics, in: ders., Radikaler Konstruktivismus, Frankfurt (suhrkamp), S. 238-244
Herwig-Lempp, Johannes (Gastherausgeber) (2009): Mindestens sieben Möglichkeiten – die Vielfalt systemischer Sozialarbeit. KONTEXT-Themenheft mit Beiträgen der gleichnamigen Tagung im November 2008 an der Hochschule Merseburg, KONTEXT Heft 2/2009
Herwig-Lempp, Johannes (2012), Ressourcenorientierte Teamarbeit. Systemische Praxis der kollegialen Beratung, 3. Aufl., Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht)

Prof. Dr. Walter Milowiz (2009), Professor an der Bundesakademie für Soziale Arbeit in Wien:

„Der systemische Ansatz geht davon aus, dass „Fakten“ nur dann existieren können, wenn sie sich in zirkulären Interaktionsprozessen aufrechterhalten; oder genauer: Wenn das, was als „Fakten“ gesehen und behandelt wird, als Elemente eines Interaktionsprozesses diesen ständig mit reproduzieren. Wo immer systemisch geforscht wird, muss nach solchen zirkulären Prozessen geforscht werden und wie diese sich aufrecht erhalten. Generell scheint die Suche nach zirkulären Zusammenhängen in der Forschung noch sehr unterbelichtet.

Im Gegensatz zur klassischen Wissenschaft, die sich mit Einzelzusammenhängen befasste und hoffte, diese dann zusammenfügen zu können, sieht der systemische Ansatz eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Prozesse in einem Zusammenhang ganz andere Ergebnisse liefern als in einem anderen. Daher muss Komplexitätsreduktion, die für die Durchführbarkeit von Untersuchungen immer notwendig ist, reflektiert und begründet werden: Die Vermutung, dass die reduzierte Untersuchung der „Welt“ für einen bestimmten Zweck brauchbare Ergebnisse liefern kann, muss deklariert und zur Diskussion gestellt werden. Darüber hinaus sind Überlegungen angebracht, welche Veränderungen der Umgebung des untersuchten Systems welche Veränderungen in den Ergebnissen zur Folge haben könnten.“

Dr. Kurt Ludewig (2009), Pionier der systemischen Therapie in Deutschland:

„Systemische Forschung verstehe ich in einer ersten Annäherung als eine sich am systemischen Denken orientierende Form der Forschung. Am Allgemeinsten formuliert wäre damit jedes Forschungsvorhaben gemeint, welches Systeme zu ihrem Gegenstand macht, dabei berücksichtigt, dass Systeme Ordnungsgesichtspunkte und keine an-sich Realitäten sind und zudem beachtet, dass die beteiligten Forscher keine auspartialisierbaren Zufallsfaktoren, sondern Handelnde sind, die in ihrem Beobachten sowohl die zu untersuchenden Systeme und die gewählten Methodologien als auch, und ganz besonders, die Interpretation ihrer Ergebnisse verantworten. Eine sich systemisch verstehende Forschung schaut nicht in eine gegebene Welt hinein, um ihr ihre Regelmäßigkeiten zu entlocken, sondern sie nimmt mit in ihr Kalkül, dass alles Erkannte das Ergebnis von Unterscheidungsprozessen ist, die vom Beobachter, sprich: Forscher, generiert werden. Mit anderen Worten: Eine systemische Forschung müsste eine verantwortbare Forschung sein, die den Forscher als Hauptbeteiligten mit einbezieht. Die Ergebnisse dieser Forschung müssten in diesem Sinne verstanden werden als Mitteilungen in einem kommunikativen System mit eigenen selbst auferlegten Regeln, also im Wissenschaftsbetrieb. Das Gültigkeitskriterium wäre dann eines der kommunikativen Brauchbarkeit, das heißt, der Nützlichkeit für andere Forscher zu vergleichbaren Ergebnissen zu gelangen. Vor diesem grundsätzlichen Hintergrund, der die Wissenschaft vom Heiligen Schein einer unmöglichen Neutralität befreit, sehe keine Notwendigkeit, vor der Durchführung von systemisch intendierter Forschung die Erfindung einer passenden Methodologie abzuwarten. Das könnte zwar ein lohnenswertes Projekt sein, es dürfte aber noch einige Zeit auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit ist es durchaus mit positivistischer Methodologie einschließlich der synergetischen sinnvoll, komplexe Phänomene zu studieren und systemisch zu interpretieren. Jede Schritt, der von vereinfachten, nach Einheitlichkeit strebenden Reduktionen zu „komplexitätserhaltenden“, Vielfalt ermöglichenden Reduktionen führt, ist, systemische gesehen, ein Gewinn.“

PD Dr. Günter Reich (2009), Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Ambulanz für Familientherapie und Essstörungen, Universität Göttingen:

Systemische Forschung ist die „Erforschung von Zusammenhängen in Beziehungssystemen, insbesondere in sozialen Beziehungen, im klinischen Kontext insbesondere der Wechselwirkung von Symptomen, Problemen und Lösungsmöglichkeiten mit interpersonellen Beziehungen und Deutungsmustern.“

Prof. Dr. Wolfgang Tschacher (2009), Forschungsleiter der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern:

„Meine Kurzdefinition von systemischer Forschung:

  1. empirische Forschung mit den Methoden der Theorie dynamischer Systeme und/oder Forschung zu Phänomenen, die spezifisch systemtheoretisch sind. Solche Phänomene sind beispielsweise: Musterbildung und Mustererkennung, Komplexitätsreduktion, Selbstorganisation, Synchronisation von Teilsystemen, Stabilität und asymptotische Stabilität, Kennzeichung und Analyse von prozesshaften Veränderungen in der Zeit. Der Gegenstand der Forschung ist beliebig, d.h. Systeme jeder Art können Gegenstand systemischer Forschung sein.
  2. theoretische Forschung mit Bezug zur Theorie dynamischer Systeme (z.B. in der Psychologie, Soziologie und Philosophie)
  3. Forschung zur Wirksamkeit systemischer Praxis (systemische Therapie und Beratung)“

Prof. Dr. Günter Schiepek (2009), Institut für Synergetik und Psychotherapieforschung, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg:

„Systemische Forschung ist die empirische Erfassung, Analyse und Modellierung von Systemen, ihrer Strukturen, Funktionen und Dynamiken. Der wissenschaftliche Zugang ist in der Regel multimethodal und transdisziplinär. Das ist also nicht auf soziale oder sonst wie bestimmte Systeme eingeschränkt.“

Tom Levold (2010), Köln:

Ich würde den Begriff der „Systemischen Forschung“ vom Konzept der „Erforschung von Systemen“ unterscheiden wollen.
Diese Unterscheidung erlaubt einen Unterschied zwischen Forschungsgegenstand und der Art und Weise, wie Forschung durchgeführt wird.
Auf diese Weise wäre denkbar, dass „Systeme“ oder z.B. „systemische Praxis“ auch auf nicht-systemische Weise beforscht werden könnten bzw. dass es eine systemische Forschung über Gegenstände geben könnte, deren Status als System noch gar nicht ausgemacht ist. Systemische Forschung müsste sich daher in erster Linie von einer Forschung unterscheiden lassen, die nicht systemisch oder „nicht-systemisch“ ist.

Die Grundlage einer solchen Unterscheidung würde ich nicht in der Wahl der Methoden (qualitativ vs. quantitativ etc.) suchen, sondern in der Art und Weise, ob und wie sich systemische Forschung selbst bei der Konstruktion ihrer Fragestellungen, ihrer Daten, deren Aggregation und natürlich ihrer Interpretation beobachtet und diese Beobachtungen (als Beobachtung zweiter Ordnung) in die Konstruktion ihres Gegenstandes einfließen lässt.

Der springende Punkt wäre dann, ob systemische Forschung überhaupt mit Reliabilitäts- bzw. Validitätskriterien herkömmlicher empirischer Forschung vereinbar ist, die einen solchen selbstreflexiven Beobachtungsansatz selbst schon als Quelle der Verunreinigung verwertbarer Forschungsdaten betrachten und ausschließen müsste. Systemische Forschung wäre vor diesem Hintergrund durch eine methodendistanzierte und selbstreflexive Haltung gekennzeichnet im Unterschied zu einer methodenidentifizierten objektivierenden Position. Standard-RCT-Studien über die Wirksamkeit systemischer Therapie wären dann ein Beispiel für eine nicht-systemische Erforschung systemischer Praxis. Ihre positiven Ergebnisse könnten sich für ein Programm systemischer Forschung dann als Danaer-Geschenk erweisen, wenn es darauf hinausliefe, dass die Wirksamkeit systemischer Praxis am besten durch nicht-systemische Forschungsprogramme erwiesen werden kann (Ein Ansinnen, dass z.B. bei der Beantragung des Status der wissenschaftlichen Fundierung systemischer Therapie beim wiss. Beirat Psychotherapie eine wichtige Rolle gespielt hat). Dem entgegen zu setzen wäre der Anspruch, ein Konzept systemischer Erforschung systemischer Praxis zu entwickeln, welches systemische Konzepte der Wirklichkeitskonstruktion auf sich selbst anzuwenden in der Lage ist, und zwar unabhängig von der Art der eingesetzten Methoden.

Die zentrale Aufgabe systemischer Forschung besteht daher nicht alleine in der Beantwortung der Frage „Wie wirksam ist systemische Praxis?“, sondern auch der Frage „Wie systemisch ist die Wirksamkeitsforschung?“. Der Verzicht auf das Eine bedeutet der Verzicht auf Empirie, der Verzicht auf das Andere die Preisgabe systemischen Denkens. Systemische Forschung kann auf beides nicht verzichten!

Prof. Dr. Walter Milowiz (2009), Wien:

Das Wesentlichste an systemischer Arbeit ist wohl die Form der Fragestellung, in der sich der Wandel von statischen und linearkausalen Überlegungen zu zirkulär-dynamischen zeigen muss.

Es kann keine Fragestellung geben, die sich mit „Eigenschaften“, „Störungen“ oder Ähnlichem befasst, ohne diese in ein Wechselwirkungsgeschehen einzubetten. So wäre etwa keine Untersuchung über die „Genese“ von „Depression“ möglich ohne die Frage, wer denn unter welchen Umständen von „Depression“ spricht, und was er/sie damit bewirkt.

Ebenso ist die Frage nach der „Genese“ selbst als zirkuläre Frage zu verstehen: Wie kann ein (letzten Endes gesellschaftliches) Interaktionsmuster entstehen, sich erhalten oder gar sich steigern, in dem Diagnosen wie „Depression“, „Arbeitslos“ oder „Sozialfall“ verwendet werden, und welche Rolle spielen diese Diagnosen im zirkulären Prozess?

Der systemische Ansatz geht davon aus, dass „Fakten“ nur dann existieren können, wenn sie sich in zirkulären Interaktionsprozessen aufrechterhalten; oder genauer: Wenn das, was als „Fakten“ gesehen und behandelt wird, als Elemente eines Interaktionsprozesses diesen ständig mit reproduzieren. Wo immer systemisch geforscht wird, muss nach solchen zirkulären Prozessen geforscht werden und wie diese sich aufrecht erhalten.

Generell scheint die Suche nach zirkulären Zusammenhängen in der Forschung noch sehr unterbelichtet.

Änderungsstrategien („Therapie“) sind dann nicht zu verstehen als Interventionen, die ein bestimmtes Ergebnis zur Folge haben sollen, sondern als kleine Veränderungen, die eine Fixierung lösen, so dass etwas Neues möglich wird.

Im Gegensatz zur klassischen Wissenschaft, die sich mit Einzelzusammenhängen befasste und hoffte, diese dann zusammenfügen zu können, sieht der systemische Ansatz eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Prozesse in einem Zusammenhang ganz andere Ergebnisse liefern als in einem anderen.

Daher muss Komplexitätsreduktion, die für die Durchführbarkeit von Untersuchungen immer notwendig ist, reflektiert und begründet werden: Die Vermutung, dass die reduzierte Untersuchung der „Welt“ für einen bestimmten Zweck brauchbare Ergebnisse liefern kann, muss deklariert und zur Diskussion gestellt werden. Darüber hinaus sind Überlegungen angebracht, welche Veränderungen der Umgebung des untersuchten Systems welche Veränderungen in den Ergebnissen zur Folge haben könnten.

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